Ein Einkaufszentrum mit frischen Lebensmitteln nebenan, und einen erfahrenen Segler am Steg, macht zusammen schon mal eine gute Basis für einen gelungenen Aufenthalt (speziell bei diesem Wetter). Wenn einem dann noch gesagt wird, wo die Papageientaucher nisten, hüpft auch das Herz von Lois – sie hat diesen Wunsch, Papageientaucher zu sehen, kaum ausgesprochen, weist uns besagter Segler darauf hin, dass sie zu tausenden, vielleicht sogar zu hunderttausenden an einem Felsen nicht weit von hier, auf einer Insel namens Lovund, brüten.

Für uns kein Problem. – Leinen los, und in etwas mehr als zwei Stunden sind wir dort, in der Heimat der Papageientaucher!

Lovund ist eigentlich nur ein hoch aufragender Berg draussen im Meer. Eine schroffe Flanke dient dabei als schützender Rückzugsort für viele Vögel. Nur wenige Ornithologen schaffen es bis hierher. Die Ortschaft auf dieser Felseninsel soll boomen: die Gemeinde sucht mit cleveren Ideen Familien zurückzugewinnen. Familien, die in Ruhe ihr Ding durchziehen und bei verschiedenen ansässigen Unternehmen/Fischfarmen gutes Geld verdienen wollen. Bauvorschriften scheint es keine zu geben, wie die interessante Vielfalt speziell an neuen Einfamilienhäusern nahelegt. Weiter gibt es zwei Läden, eine trendige Kaffee-Rösterei (!) sowie ein neues Museum. Der Lachsfarmschiffhafen wird kräftig ausgebaut, der ebenfalls neue Jachthafen scheint hingegen wie leergefegt. Heute jedenfalls haben nur gerade wir hier angelegt. Einen Hafenmeister finden wir nicht (er uns auch nicht).

Sei’s drum, los geht’s. Mit gutem Schuhwerk, Regenjacke und Feldstecher marschieren wir zu den unzähligen Vögeln, die kommen und gehen resp. anfliegen und abzischen, dass es einem schwindlig wird. Ein Gesause ist das – wie nur finden sie zielgenau ihr Nest? Wie vermeiden sie Kollisionen? Wie wird da kommuniziert?

Schautafeln vor Ort helfen, mehr über das Leben der lustigen Papageientaucher hier draussen zu erfahren. Wir werden aber auch sanft darauf hingewiesen, gewisse Bereiche nicht zu betreten und nicht im Hang herumzuklettern. Kein Problem für uns; während Lois das Treiben mit dem Fernglas im Detail verfolgt, lege ich mich einfach an einen Stein und lasse das Gewusel auf mich wirken.

Über uns droht die dunkelgraue Wolkendecke. Darunter, weit weit in der Ferne ist das Festland zu erkennen. Wind komm auf. Wir sind in einer anderen Welt hier.