Europa umrunden, auf dem Wasserweg – und dabei die entlegensten Gebiete erkunden, Mensch und Natur in allen Aussenbereichen besuchen, das ist Daniels neustes Vorhaben.

Daniel liebt Geschichten, insbesondere jene, die bei aller Ausschmückung einen realen Hintergrund haben. Die Reiseberichte der Argonauten zum Beispiel: Jene griechischen Helden, die um 1’200 v. Chr. mit dem sagenhaften Schiff Argo vom Peloponnes in die entlegenen Regionen des Schwarzen Meeres vorgedrungen sind, um neuen Lebensraum oder zumindest interessante Handelsverbindungen zu erkunden. Diese Geschichten haben Daniel schon in jungen Jahren angeregt, weit über den Gartenzaun hinaus zu blicken. Wie auch die norwegischen Forschungsreisenden des ausgehenden 19. Jh. und jungen 20. Jh.: Fridtjof Nansen und Roald Amundsen liessen Daniel nächtelang Pläne schmieden, bis er mit 17 Jahren mit Langlaufskiern tatsächlich auf Grönland stand und dort seine eigenen Spuren zog.

Die Zeit ist reif, für Daniel, sich nun – als Bewohner eines Binnenlandes! – selbst auf die weite See zu wagen, um so seinen Horizont auf gänzlich andere Weise zu erweitern: Europa im Schlauchboot umrunden. Und dort anlanden, wo er Interessantes wittert (oder wo es ihn gerade hintreibt). Circumnavigate Europe!

Du kannst Teil dieser Reise sein – hier kannst Du nachsehen wo Daniel und die ArgoFram gerade sind; und Du kannst Fragen stellen, Tipps geben, oder  interessante Orte und spannende Menschen vermitteln, die Daniel besuchen soll.

Hintergrund – Wie ist diese Reise einzuordnen?

Die Menschen um 1’200 vor Christus hatten die Vorstellung, dass Europa von Wasser umgeben war, wie Afrika (Libyen) und Asien auch. Afrika und Asien waren also in Umrissen bekannt, und es interessierte die Menschen brennend, wie man sich diese Grenzregionen genauer vorzustellen habe. Also machte man die Probe aufs Exempel, baute Boote und zog los!

Anaximanders Weltbild, in dem sich die antiken Griechen sehr selbstbewusst als Zentrum in ihrem Universum wähnten. Und sich aufmachten, alles über das Drumherum in Erfahrung zu bringen.

Viele Fragen galt es zu klären: Wie verhält es sich mit der angenommenen Wasser-Verbindung vom Schwarzen Meer zum ‘Ozean’? Waren mit dem ‚Ozean‘ das heutige Kaspische Meer oder die heutige Ostsee gemeint, oder gar beide? Schliesslich trieb man schon damals mit den dort ansässigen Völkern Handel, bezog von dort beispielsweise Rohstoffe für die Metallverarbeitung. – Oder war mit dem ‚Ozean‘ gar das heutige Nordpolarmeer gemeint? Schliesslich war das Klima damals sehr viel milder, lag die Baumobergrenze beispielsweise auf 2’400 m, war der Meeresspiegel entlang den Küstenlinien deutlich höher… Wo liegen also die Grenzen, was gibt es dort zu entdecken – und was liegt dahinter?!

Dass sich die Leute damals einiges zugetraut haben und recht unbekümmert losgezogen sind, mag man aktuell, wo ‘Sicherheit’ oberste Priorität hat, kaum mehr nachvollziehen. Aber klar ist auch: Wer loszog, konnte fast nur gewinnen – das kommt einem doch irgendwie bekannt vor… Der damalige Entdeckungshunger hatte System: Die Erkundungsreise der Argonauten beispielsweise, einem Haufen von ein paar Dutzend Helden und einer Heldin, Atalante, die in Jason zwar einen Anführer hatten, selbst aber keiner Führerschaft bedurften, darf man getrost mit einer Apollo-Mondlandemission vergleichen: Das Beste seiner Zeit wurde mit den Besten vereinigt und losgeschickt. Die Mission war in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg – sie hat vor über dreitausend Jahren stattgefunden, und wir sprechen noch heute darüber.

Einige der Argonauten zogen nach ihrer Rückkehr ihre eigenen Kreise, ruderten/segelten in andere, südliche Gebiete zur afrikanischen Nordküste (‘Libyen’) oder im Mittelmeerraum weit nach Westen, sogar aus dem Mittelmeer hinaus in den Ozean nach Süden, und nach Norden – Reiseberichte/Sagen und archäologische Fundstücke deuten darauf hin, dass die Nachkommen der Argonauten unglaubliche Entdeckungsreisen ‘rund um Europa’ durchgeführt haben. Offenbar war das lukrativ, zumindest wurden dafür erhebliche Ressourcen bereitgestellt.

Es wurden immer bessere Schiffe gebaut, es wurden Kenntnisse über Botanik, Geologie, und auch andere Lebensgemeinschaften/Völker erworben, Reiseberichte ausgewertet, Karten gezeichnet; es wurde in Mensch und Material investiert: Wissen war schon immer ein substanzieller ‘Rohstoff’, und städtische Gemeinschaften (Polis) sowie Handelszentren zu gründen war eine Wachstums- und Überlebensstrategie gleichermassen. Die Bevölkerung wuchs, und ebenso die Zuversicht, die Zukunft mit Tatkraft gestalten zu können. Aufbruch!

Einer dieser Nachkommen der Argonauten war Odysseus (Sohn des Laertes, und Grosskind mütterlicherseits von Autolykos). Dieser Odysseus reiste schon vor dem Feldzug nach Troja im Mittelmeer umher, suchte von Ithaka ausgehend Verbündete, beispielsweise auf Cypern. So ging das hin und her im Mittelmeer… Nach der Einnahme Trojas reiste Odysseus nach Süden (Afrika) und wurde – so die Sage – anschliessend in westliche Richtung verschlagen. In der Mythologie wurden diese 10 Reisejahre als durchaus lustvolle Irrfahrt geschildert – hat Odysseus, gerissen wie er gewesen sein soll, hat er das Nützliche ohne Bedenken mit dem Schönen und Lustvollen verbunden? Oder waren Odysseus Fahrten wirklich eine ‘Abdrift ins Ungewisse’, wie Homer es formuliert hat? Wer weiss das schon; vielleicht gelangte Odysseus tatsächlich an die Grenze zum Jenseits? – Seine Neugier wird ihn getrieben haben, und er ist mit den Herausforderungen gewachsen. Noch einmal: Wo liegen die tatsächlichen Grenzen, und was liegt dahinter?

In neuerer Zeit haben Abenteuerforscher wie Fridtjof Nansen und Roald Amundsen mit waghalsig erscheinenden, aber durchaus durchdachten Reisen das Weltbild weiter präzisiert; sie haben die Nord- und Südpolarmeere und deren Wasserströme sowie Landmassen erkundet, und nicht gegeizt mit eigenem körperlichen Einsatz: Sie haben sich persönlich aufgemacht, das, was in Norwegen quasi um die Hausecke liegt, aber auch in der komplett entgegengesetzten Richtung, persönlich zu erkunden.

Das war grossartig, gebietet noch heute grösste Ehrfurcht! Und wirkt inspirierend, selbst nachsehen zu gehen, wofür man heute allerdings weder Held noch Abenteurer sein muss. Denn Daniel ist weder das eine noch das andere – er erwartet ja nicht, Neues zu entdecken. Möchte nur nachsehen gehen (und davon berichten), wie sie aussieht, die europäische Welt an ihren Rändern.

Es erscheint kurios, dass ausgerechnet einer, der komfortabel im Zentrum eines Kontinents lebt und sich weitestgehend auf dem Land bewegt, nun das Wasser als Verbindungselement wählt – aber ist das wirklich kurios, dass ausgerechnet ein Schweizer, ein Binnenländler, den sicheren Hafen verlässt um dasjenige näher kennenzulernen, was ihm eben nicht vertraut ist?

Es ist Neugier, Interesse. – Daniel geht davon aus, dass wer am Rand wohnt, ganz andere Geschichten zu erzählen hat als ‘Inländer’, auch im übertragenen Sinn. Und dass alles, auch die Natur, anders wahrgenommen wird, wenn man jeden Tag aufs Neue vom Wasser herkommt. Es geht um den Perspektivenwechsel!

Geplant sind ‘Schönwetterfahrten’ mit einfachsten Mitteln, mit einem Schlauchboot, leicht, agil, und doch stabil auf dem Wasser, geschmeidig gleitend – mit genügend Vortrieb, um auch heikle Passagen zu meistern. Und da mittlerweile, seit bald 100 Jahren, Kanäle das Weisse Meer im Norden mit dem Schwarzen Meer im Süden des Kontinents verbinden, ist es tatsächlich möglich, vollständig auf dem Wasserweg rund um Europa zu fahren!

Es ist unerheblich, ob oder wie vielen Schiffen oder Personen eine solche vollständige Umrundung überhaupt je gelungen ist. Daniel resp. seine ArgoFram werden wohl kaum die ersten sein – oder? Ja, hier liegt ein besonderer Reiz in der Luft, bewusst und im gleichen Boot den eigenen Kontinent zu umrunden. Ein Projekt mit einem klaren Anfang und einem ebenso klaren Ende. Darum die schriftlichen und bildhaften Aufzeichnungen; darum dieser Blog hier.

Die Route soll von Basel nach Rotterdam, dann in der Nordsee nach Dänemark und hinüber nach Norwegen und den Lofoten entlang bis ‘hinauf’ zum Nordkap führen, bevor der Weg durch die Barentssee in den russischen Hoheitsraum führt, weiter um die Kola-Halbinsel herum ins Weisse Meer, um bei Belomorsk in das Kanalsystem bis nach St. Petersburg und in der Ostsee bis nach Tallinn zu gelangen. Weiter geht es, ‘zurück’ ins Kanalsystem Richtung Osten, zur Wolga, und mit ihr in einem weiten Bogen südlich, um über einen weiteren Kanal zum Don ins Schwarze Meer zu gelangen. Durch den Bosporus geht es ins Mittelmeer, um Kreta, den Peloponnes, Sizilien, Sardinien und Korsika herum nach Marseille, und von dort um die iberische Halbinsel, um England/Irland, bis Daniel schliesslich den Weg zurück nach Basel findet – diese vollständige Umrundung und Erkundung benötigt ungefähr 450 bis 500 Tage.

Daniel plant, diese Strecke in drei Teile zu gliedern: Erste Überwinterung in Tallinn (Revision der ArgoFram), zweite Überwinterung bei Marseille, und dann im dritten Teil noch rund um Westeuropa herum und zurück nach Basel. Mit vielen Begegnungen und noch mehr Überraschendem dazwischen!

Das wird spannend. Gerade weil ausser der ungefähren Route nichts geplant, sondern jeder Tag (und jedes Wetter) von neuem genommen und das Beste daraus gemacht werden muss.

Du kannst dabei sein – das Logbuch zeigt nüchtern was geschah und laufend geschieht, auf der Karte kann der Reiseverlauf eingesehen werden; Du kannst live überprüfen, wo Daniel und die ArgoFram gerade sind. Und die täglichen Blogs erzählen die Geschichte dazu.

Mach mit bei dieser Reise! – Du kannst dabei sein; schreibe Daniel, frage ihn was Dich wundernimmt, wonach er zusätzlich Ausschau halten soll. Oder vermittle ihm interessante Orte oder spannende Menschen die Du kennst oder von denen Du gehört hast: Werde Teil dieser Geschichte!