
Die Fahrt nach Liepaja, der mit rund 80’000 Einwohnern drittgrössten Stadt Lettlands, erwies sich als ‘zähe Übung’: Zunächst herrschte wunderbares Wetter mit fast spiegelglatter See, und wir erfreuten uns am Nichtstun (nach der vorhergehenden, eher struben Nacht). Die ArgoFram erfüllte ihren Dienst spielend und führte uns im Autopilot-Modus aus der grossen Bucht hinaus, an den südlichen Ausläufern der Insel Saarema vorbei, Richtung Süden. Dann aber wurde die See rauer, gerade noch erträglich; das Wetter war weiterhin schön und warm. Doch schliesslich mussten wir erleben, was eine Fahrt über 350 km an Tücken (und gegebenenfalls Risiken) bereithalten kann: Die Wellenhöhe nahm zu, und dadurch, dass wir mit über 50 km/h von hinten auf die Wellen zurasten, tauchte die Bugspitze immer wieder unter eine sich ‘anstauende’ Welle und überschwemmte das ganze Boot. Rund zwei Stunden durch dieses Wellenbad, das schlaucht – auch wenn die Wassertemperatur vergnügliche 23 Grad beträgt (die drei Videos zur heutigen Etappe zeigen dieses Wechselspiel der Elemente.)
Endlich in Liepaja angekommen blieb nicht viel Zeit, um uns umzusehen. Zunächst waren wir einfach nur froh, in ruhigen Gewässern anlegen zu können. Wobei ich anfügen muss: So eine Fahrt wie heute macht man(n) lieber nicht alleine; zu zweit konnten wir uns ergänzen, auch mal ablösen, das Essen zubereiten, die Toilette aufsuchen oder auch mal nur durchschnaufen. Früher hätten mich keine 10 Pferde in dieses Wasser gebracht, mittlerweile aber habe ich gelernt, damit umzugehen – und ich weiss: Diese ArgoFram ist besser als ich es je sein werde. Sie pflügt sich bravurös durch die Wogen; solange ich keinen Fehler mache, verzeiht sie meinen etwas sehr direkten Fahrstil.
Auch in Liepaja gibt es einen endlos scheinenden weissen Sandstrand, der trotz sonnigem Sommer-Sonntag kaum besucht zu sein scheint (das Besucheraufkommen ist ungleich geringer als die Kapazitäten dieses Strandes) – so gab es einen sehr versöhnlichen Ausklang dieses anstrengenden Tages mit einem Schwumm in den Wogen dieses Meeres, das uns zuvor so einiges abverlangte.