Auf dem Weg nach Korsika durchkreuzen wir das ‘Arcipelago Di La Maddalena’, einem betörend schönen Inselparadies und Naturschutzgebiet. An einer seichten, türkiesblauen Stelle ankern wir inmitten einem dutzend Segelboote, die hier bereits zu übernachtet haben scheinen. Und klar, wir gehen schwimmen, einer nach dem anderen. Gegen Mittag stossen immer mehr Freizeitboote hinzu, bis auch grössere, zweistöckige Partyboote hier an bereits fest installierten Bojen anlegen, und insgesamt hunderte Badetouristen ausspucken. Ein Schauspiel sondergleichen! – Zu guter Letzt stösst auch noch eine schwimmende Cocktail-Bar hinzu, die durch die vielen kleinen und grösseren Boote hindurchnavigiert und allerlei gekühlte Getränke – auch Hochprozentiges – samt Snacks anbietet. Eine gelungene Geschäftsidee, von zwei sympathischen Männern mit viel Herzblut und Humor umgesetzt.
Als die ersten Boote aufbrechen, steche auch ich wieder in See und gebe Vollgas – mir schwant, dass es eng werden könnte im nahen Bonifacio, und ich möchte dort unbedingt unterkommen. Also Tempo!
So aufzubrausen in diesen verkehrsreichen Gewässern hat schon etwas Geiles, wenn ich das so sagen darf. Endlich kann ich der ArgoFram auch mal die Sporen geben, was sie freudig annimmt und uns im gestreckten Galopp (also mit 70 km/h) vorwärtsbringt. Bonifacio selbst liegt etwas abweisend majestätisch auf einem markanten Hügel, der wie ein Sporn ins Meer ragt; die Marina selbst liegt in einer schmalen natürlichen Bucht dahinter (ein idealer Hafen!) und ist proppenvoll. Alle wollen fast gleichzeitig wieder heim … Nervös agierende ‘Parkwächter’ in ihren RIBs versuchen Ordnung ins Chaos zu bringen … Ich schmuggle mich an ihnen vorbei, erspähe eine Lücke, parkiere und eile zu Fuss zum Hafenmeister-Büro, um diesen Platz zu reservieren. Mit Erfolg.
Kaum zurück bei der ArgoFram verstehe ich besser, warum die ‘Parkwächter’ so umherfuchteln: schon treffen riesige Jachten ein, 60 bis 80 Meter lange Luxusschwimmkörper, die sich allen anderen vorbei in diese Bucht hineinquetschen. Und an prominenter Stelle vertaut werden – wo hunderte von schaulustigen Landratten Fotos schiessen und Videos drehen. Was für ein Spektakel.
Wir duschen, kleiden uns ein und steigen hoch in die Altstadt. Ein paar Fotos in den Gassen und zum Sonnenuntergang, und bald schon sitzen wir in einem Strassenrestaurant und geniessen ein lokales Wildsau-Gericht – feines Essen, angenehme Temperaturn, Ferienstimmung pur. Für einen ausgedehnten Moment bin ich in einer anderen Welt.
Am nächsten Morgen treffe ich Arnold bei seiner Paloma, seinem 12,5 m langen Segelschiff für sechs Gäste. Er ist Skipper und bietet deutschen Touristen Erlebnis-Törns an: https://www.palomare.de/segeln-im-mittelmeer/ – Wir reden über Gott und die Welt und insbesondere über seine ‘neue’ Heimat in diesen Gewässern; er verbindet Hobby mit Beruf und mir scheint, er ist mehr als zufrieden mit seinem Leben. Gerade ist Schichtwechsel, die eine Gruppe geht von Bord, die nächste kommt bald. Er muss noch saubermachen, dann geht es wieder hinaus in diese wunderschöne, sehr stark frequentierte Wasserwelt zwischen Sardinien und Korsika. Damit auch seine Kunden eine andere Welt erleben können.