Noch einmal bin in die Altstadt Vallettas hochgegangen, habe gut gefrühstückt, bin alsdann von meinem Stellplatz zur Tankstelle in der Marina gefahren, habe vollgetankt und mich während der Ausfahrt bei den Hafenbehörden per Funk abgemeldet – und bin losgebraust. Lampedusa ist mein Ziel; die spezielle Insel-Landschaft und die Menschen, die dort leben, sowie die ganze Flüchtlings-Frage interessieren mich … Es ist schon ein spezielles Gefühl, so mitten im Mittelmeer herumzubrausen. Das Wetter ist angenehm, schön, doch der Wind würde mich dennoch rasch auskühlen (darum bin ich gleichwohl gut eingepackt). Den lecken Ponton fülle ich während dem Fahren immer wieder mit Luft auf, kein Problem. Das finde ich besser als ihn schlaff ins Wasser hängen zu lassen.
In der Nähe von Lampedusa sehe ich weit und breit kein anderes Boot; die Schlepper sind gut mit den ‘Hilfsorganisationen’ vernetzt und übergeben die migrierenden Afrikaner noch nahe an der Küste Libyens (die dann erst in Sizilien den Behörden übergeben werden, so habe ich es in Syrakus gesehen). Im Hafen von Lampedusa stelle ich rasch fest, dass die Migranten – ähnlich wie auf Lesbos – weit abgelegen ‘zwischengelagert’ werden, wenn sie es bis auf oder nahe an die Insel heran schaffen. Im Hafen selbst lagern lediglich die beschlagnahmten Boote: einfache, breite Einrumpfboote aus Glasfaser (die Motoren sind bereits abgenommen). Ansonsten ist Ferienstimmung angesagt.
Auf dem langen Hafenquai kommen mir rasch Touristen (meist Taucher oder Erlebnisfreudige, die einen Bootsausflug gebucht haben) und Einheimische entgegen, die mit Interesse meine ArgoFram bestaunen (doch manchmal weiss ich nicht recht, ob sie das Schweizer Kreuz mit dem Roten Kreuz verwechseln … immerhin ein guter Gesprächseinstieg). Die obere Gruppe auf dem Bild sind Festlanditaliener (bei den Damen mit russischen und amerikanischen Wurzeln), die hier auf Lampedusa günstig eine Zweitimmobilie erworben haben; offenbar lohnt es sich, mehrmals pro Jahr mit dem Flieger hierherzukommen, um auf Lampedusa genussvolle Ferientage zu verbringen. Denn dass es sich hier kulinarisch und klimatisch vorzüglich lebt – obwohl neben dem Meeresgetier und einigen Früchten das meiste importiert ist! – wird bei meinem Rundgang durch die Ortschaft rasch klar. – Die Männergruppe unten bildet sich aus einheimischen Bootsinhabern oder Mitarbeitern, die mir im Hafen bereitwillig weiterhelfen, mir Ausflugstipps für die Insel geben und auch sonst ganz drollig drauf sind. Freunde eben.
Landschaftlich bietet diese Insel nicht viel, aber die Buchten müssen spannend sein (für Taucher), Abwechslung bieten und den Einheimischen genügend Einkommen generieren, dass es sich hier fast perfekt leben lässt. Wären eben diese Randerscheinungen nicht auszuhalten. Aber die italienische Marine räumt auf, weit draussen, um den sozialen Druck auf Lampedusa zu mindern.