Im Zickzack geht’s um türkische Halbinseln nach Rhodos, eine Insel, die ich einmal mit dem Velo umrundet und damals schon bestens kennengelernt habe. Und mir vorstellte, wie es sein könne, einmal im Schiff in diesen Hafen einzufahren, quasi unter dem Koloss (einer riesigen Statue, die den Sonnengott Helios dargestellt hat) hindurch, der einstmals den Eingang überragte und in der Nacht mit seinem Feuer weit hinaus leuchtete … Heute zieren zwei bronzene Hirsche, ein Hirsch und eine Hirschkuh, links und rechts die Hafeneinfahrt. Auch nett. – Auch hier fahre ich direkt zum besten Platz, mache die ArgoFram fest, informiere die patroullierende Polizei und gehe einkaufen. Dann geht’s weiter zur ebenfalls riesigen Marina, aber nur zum Tanken. Ich will weiter, die wohlwollende See ausnutzend so weit südlich wie möglich, um bereit zu sein für eine Überfahrt nach Kreta … Auch wenn es landseitig schön und warm ist, draussen auf dem Meer können leichte Windänderungen die Verhältnisse auf dem Wasser schlagartig auf den Kopf stellen!

Bald schon erreiche ich Plimmyri. Das ist kein Ort, vielmehr ein ‘vergessener’ Hafen für Fischer – ein Rückzugsort, der am versanden ist. Entsprechend vorsichtig fahre ich ein, und weil kaum Platz ist neben den vier Fischerbooten, hänge ich mich an den Kahn mit der Piratenflagge … Es ist das Fischerboot des recht eigenwilligen Georgiopuli, kurz Georges. Dieses Fischerboot ist das Ein-und-Alles für Georges: Arbeitsplatz, Wohnort, Lager und Transportmittel. Er lebt auf Kreta, aber nur wenige Monate im Jahr. Sonst ist er unterwegs in der Ägäis, fischt und verkauft lokal, so auch dem einzigen Restaurant hier weit und breit, das bekannt ist für seine Fischspezialitäten. – Hier sind Georges und seine Fischerkollegen Marius und Alecos zu sehen.

Auf meine Frage, wie er den Wetterbericht für eine Überfahrt nach Kreta morgen einschätzt, sagt er bloss: «On sea, only the stupid dies…»

Ich gehe am schönen, einsamen Strand baden, dann esse ich im Restaurant hier (wohl einen Fisch von Georges?), und versuche noch einmal mit Georges ins Gespräch zu kommen. Er taut auf … Und beginnt von seinem Leben zu berichten: Lange Jahre war er als Steuermann in der Armee, unterwegs auf einem ähnlichen Patrouillen-Schnellboot wie meiner ArgoFram. Seither lebe er quasi auf dem Meer, in der Ägäis, von der Hand ins Maul. Und ich spüre, wie er sein Meer liebt, wie es ihn durchströmt. Er kennt alle Tücken, liesst die Winde, und folgt den Fischen, die ihm am meisten Bares bringen. Und er spürt vermutlich, dass ich nicht hier bin um zu verweilen. Und gibt mir folgenden Tipp: «Wenn Du um jene Klippe kommst, dort, verändert sich das Meer. Es stellt sich auf; Wind und Wellen kommen morgen von Nord-Nordwest auf Dich zu. Das ist in keiner Wetter-App zu sehen, aber zwischen Rhodos und Karpathos, und zwischen Karpathos und Kreta gibt es Strömungen, die nirgends verzeichnet sind und zu bösen Überraschungen führen können. Dasselbe wird in dieser Jahreszeit auch zwischen Kreta und dem Peloponnes anzutreffen sein. – Dein Boot ist gut. Gehe mit dem Meer, dann wirst Du es schaffen.»