Mit David besprach ich die Misere – unter diesen Umständen ist es besser, den Verstand zu benutzen und die Realität anzuerkennen: wer sich einmal erpressen lässt, riskiert, immer wieder erpresst zu werden. Eilig schienen es die Beamten nicht zu haben, mein Boot war ja blockiert … Also besuchte ich Batumi, David hatte mich zu sich nach Hause eingeladen, ganz so, als wolle er zeigen, dass Georgien auch anders sein kann als diese zwielichtigen, korrupten Grenzbeamten. Tatsächlich erlebte ich zwei wundervolle Tage im ansonsten gastfreundlichen Georgien, wobei … angesichts des aufgeblähten Immobilienmarktes gerade in Batumi und entlang des Küstenstreifens nördlich davon, der gerade erschlossen wird und wo sagenhafte Spekulationsgewinne locken, ich weiss nicht recht.
Zurück in Poti ging alles sehr rasch: ich bezahlte die Beamten, bekam den Stempel in den Pass und war keine zehn Minuten später schon unterwegs Richtung Türkei – direkt aufs offene Meer hinaus in internationale Gewässer. Direkt nach Trabzon! Eine Millionenstadt! – Durch David gelangte ich an Yusuv, einen Grand-Seigneur und sehr erfahrenen Agenten (für Grossschiffe), der wiederum alle Beamten im Hafen besten kannte … und absolut korrekt und zu einem fairen Preis das Einklarieren übernahm. Die vielen untätigen Beamten in den unzähligen Büros dieser Grenzschutzbehörde liessen einige Fragezeichen aufkommen, aber Yusuv klärte und ich wurde nicht weiter belangt. Im Gegenteil: meine Geschichte sprach sich rasch herum, und bald bekam ich Besuch von der Polizei und den Leuten der Hafenfeuerwehr, von Kazim, Sali und Köksal (ich hoffe, ich gebe die Namen korrekt wieder).
So konnte ich frei durch das hermetisch abgeriegelte Hafengelände ein- und ausgehen und die Stadt besuchen – sie scheint in den vergangen Jahren mit expandierenden Vororten enorm gewachsen zu sein; das Zentrum ist weiterhin geprägt von (Kebab-)Restaurants sowie Leder- und Eisenwaren-Geschäften, Geldwechslern, Gold- und Schmuckhändlern … und wird von unglaublich vielen Muslimen aus Arabischen Ländern besucht (die traditionell gekleidet sind, insbesondere deren verschleierten Frauen – was für ein Kulturwechsel vom mondänen, aufgeschlossenen Sotschi über das fröhliche Batumi zum reaktiven Leben an der türkischen Nordküste).