Durch die Schleuse geht es vom Stausee hinunter in den Don, und in unzähligen ungebändigten Flussbiegungen, entlang teilweise wilder Vegetation, Richtung Rostow-am-Don. Es ist Samstag, Freizeitgesellschaften sind auf dem Fluss unterwegs. Und an den vielen Sandbänken räkeln sich Wochenendurlauber entlang des Ufers. Immer wieder sind auch Freizeitanlagen mit Pool, Gartenhäuschen und hübsch drapierten Liegeflächen auszumachen. Lena hat herausgefunden, dass in der Ortschaft Semikarakorsk eine bekannte Keramikmanufaktur angesiedelt ist, die sie gerne besuchen möchte. Alles passt und so entscheiden wir uns, bei Semikarakorsk festzumachen. – Es gibt nur gerade eine Anlandestelle, keinen Hafen, keine Marina, kein Wasser und keinen Strom. Und vielleicht sind die älteren Fischer an der Mole etwas verärgert, dass sie nun durch unser unerwartetes Erscheinen in ihrem nachmittäglichen Ritual gestört worden sind. Lena organisiert eine Sauna bei einem nahegelegenen Hotel, damit wir uns frisch machen und uns für den Ausgang vorbereiten können. Dazwischen werden wir immer wieder von Passanten kontaktiert, die unsere Ankunft gesehen haben und nun nachschauen kommen, was das für Leute sind in diesem für sie ungewöhnlich ausschauenden Boot. So treffen wir u.a. auf Jana, Olga und Ivan (Foto oben) und Nelly, Andrej, Dimitri, Lena und Kirill (Foto unten). Dabei erfahren wir viel über ihr Leben, und: dass Jewgeni Prigoschin mit einem Teil seiner Wagner-Kämpfer im nahegelegenen Rostow einmarschiert sind – niemand weiss, was das bedeutet.

Am nächsten Tag gehen Lena und ich ins Zentrum von Semikarakorsk; auf dem Boot sind wir ein gut eingespieltes Team, aber bei den Landgängen gehen wir eigenen Interessen nach. Ich geniesse das Flanieren in dieser wiederum sehr aufgeräumten, ja herausgeputzten, mit vielen Rosenstauden begrünten Parkanlagen dieser Kleinstadt, und besuche anschliessend ein modernes, mit hochwertigen Spiel- und Sportmöglichkeiten ausgestattetes Strandbad an einem Seitenarm des Don. Viele Jugendliche und Familien mit Kindern kommen hier zusammen. Das Leben scheint unbeschwert; wir alle hier geniessen das schöne Wetter. Anschliessend treffe ich mich mit Lena zum gemeinsamen Mittagessen in einem feinen Restaurant – danach fahren wir guten Mutes hinein nach Rostow …