Eigentlich wollten wir nach Saratow, einer hoch über der Wolga liegenden, rund 600-jährigen Stadt mit über 800’000 Einwohnern. Aber deren Jachthafen liegt am östlich gegenüberliegenden, tiefer gelegenen Wolgaufer bei der Zwillingsstadt Namens Engels (benannt nach dem deutschen Gesellschaftstheoretiker und kommunistischen Revolutionär Friedrich Engels). Zusammen bilden diese beiden Städte ein wirtschaftliches und politisches Schwergewicht entlang der Wolga mit rund 1,2 Millionen Einwohnern, verbunden durch eine riesige, fast drei Kilometer lange, stark geneigte Brücke.
Der Jachthafen von Engels ist Teil eines Freizeitzentrums mit Privatstränden, Hotels, Restaurants, Bars und für Festivitäten zu mietenden BBQ-Partygeländen und Open-Air-Discos, etwas wild und frivol – es wird Sommer und die Hemmungen (und auch die Hüllen) scheinen zu fallen, zumindest an diesem Wochenende! Zahlreiche Festgesellschaften, leichtbekleidete Damen und mehr oder weniger trinkfeste Herren feiern lautstark die warmen Tage und Abende.
Igor und Murat sind die Hafenmeister im öffentlichen Bereich der Anlage – gutmütige Kerle, die sich ab unserem Besuch riesig freuen und uns alle erdenkliche Hilfe anbieten. Sergej und die beiden Ivan arbeiten auf einer beeindruckenden Jacht, die neben der ArgoFram liegt. Diese Jacht gehört einem offenbar bekannten Unternehmer (Hersteller von Fleischkonserven); in dieser Jacht dürfen Lena und ich duschen gehen, und zur grossen Überraschung werden wir mit feinschmeckenden Fleischkonserven (im Glass) reich beschenkt, die uns der Unternehmer und Eigner der Jacht durch seine Mannen überreichen liess! – Wir bilden eine fröhliche Gemeinschaft, die am äussersten Teil dieser Jachtanlage den aufkommenden Sommer geniesst.