
Die Wolken haben sich verzogen, und wir geniessen unser Frühstück am Hafenquai zwischen dem Häuschen der Hafenmeisterin und der ArgoFram. Aber wie geht es weiter? Wohin wollen wir?
Wir liebäugeln, noch einmal bei Christiansö vorbeizuschauen, jener Insel, die wir vor einem Jahr wegen dem drohenden und kurz darauf auch eingetretenen Unwetter blitzartig wieder verlassen mussten, und nach Bornholm/Rönne weitergefahren sind (Blog 006).
^Grundsätzlich geht es darum, auf dem Weg nach Norwegen den Südzipfel Schwedens zu umfahren. Und wenn das Wetter weiterhin so wechselhaft bleibt (danach sieht es aus), ist es gescheiter weiter Richtung Malmö zu fahren. Ja, das ergibt Sinn (auch wenn das Herz an Christiansö hängt).
Leben heisst entscheiden. Ab geht’s Richtung Malmö! – Wieder haben wir vorgekocht und schauen, was auf uns zukommt.
Am südlichsten Zipfel Schwedens, bei Trelleborg, überlegen wir uns, ob wir anlanden und hier unser Nachtlager finden wollen. Aber wo wir anlegen, an einem grossen Jachthafen, ist die Gegend wie ausgestorben; viele Boote, aber keine Leute. Bis wir auf einen Mann stossen, der uns nicht nur eine verborgene Toilettenanlage zeigt (und uns den Code mitteilt), sondern auch den Tipp gibt, an Malmö vorbeizufahren und etwas nördlich davon, in Lomma, anzulanden. – Erneut eine eindrückliche Begegnung, so unverhofft. Es erstaunt mich immer wieder; wie kommen derartige Begegnungen zustande?
Manchmal dünkt es mich, ich gehe meinen Weg, sehe meinen Stern hell und klar, und urplötzlich steht da jemand, der oder die mir weiterhilft, ungefragt, als ob er oder sie auf mich gewartet hätte. Und mir ein Problem löst, das ich in seinem ganzen Umfang noch gar nicht erkannt habe. Mich mitnimmt und irgendwie einspurt und direkt dorthin führt, wo es mir ohne zusätzlichen Energieschub gut tut.
Wir verabschieden uns mit grosser Dankbarkeit, fahren zum Minikanal bei Höllviken – und müssen (erneut) warten, bis die Schleusenwärter nach der Mittagspause wieder ihren Dienst antreten und die Tore öffnen (um den Zipfel herumfahren wäre schlauer gewesen), aber ich bleibe entspannt. Martina auch. Nach mehr als einer Stunde, um 14 Uhr 30 ist es so weit, und wir brausen los.
Malmö ist leicht zu erkennen: erstens ist die langgezogene Öresundbrücke hinüber nach Kopenhagen von weither sichtbar, und zweitens ragt das sich in den Himmel schraubende Hochhaus von Santiago Calatrava wie ein Finger direkt in den Himmel. Gekonnter Wahnsinn! Was für ein Hooochhaus.
Wir fahren an dieser eindrücklichen Kulisse vorbei nach Lomma, aber dort nicht direkt in den Jachthafen, sondern dem Kanal entlang ins kleinstädtische Zentrum, wo sich eine inoffizielle Anlegestelle direkt bei der neuen und sehr modernen Bibliothek befindet. Einfach so, mittendrin angekommen. Und weil es uns hier gut gefällt, bleiben wir.
Wir stellen uns beim Hafenmeister (dem des Jachthafens) vor, bezahlen und erhalten die Zugangscodes zu Küche und Duschen/Toiletten – bis es Martina angesichts des miesen Wetters den Geduldsfaden reisst: sie will in ein Hotel, hat genug von Wind und Wetter und Nässe, und fragt den Hafenmeister, der uns einen Tipp gibt: einen umgebauten Bauernhof, etwas ausserhalb, sagt er, könne er bestens empfehlen.
Martina stürmt hin, sieht sich um – und bucht kurzentschlossen die Suite: ein freistehendes, wunderprächtig hergerichtetes, ehemaliges Wirtschaftsgebäude inmitten des ganzen Bauernhof-Komplexes, absolut stylisch und ungemein gut eingerichtet. Wir fühlen uns sofort wohl und nisten uns gleich ein. Geniessen den grosszügigen Komfort. Die hypermoderne Küche. Die einladenden Sofas. Das Bett.
Wir müssten hier nicht mehr raus. Alles da was unser Herz begehrt. Und doch gehen wir am nächsten Tag nach Malmö, ziehen durch die weiträumige Stadt (und zum Hochhaus), kehren ein und essen fein, bis es uns wieder zurück in unsere Wohlfühloase zieht.