Los geht’s. Bedächtig fahr ich aus dem Hafen von Miiduranna – noch einmal tief durchatmen. Ich bin bereit, ja ich will, und meine ArgoFram, dieses Prachtsexemplar eines schwimmenden Versuchslabors, trägt mich zur nächsten Erkundungsfahrt.

Auf der anderen, der finnischen Seite der Ostsee fahre ich an Hanko vorbei direkt zur überschaubaren Insel von Helsingholmen, wo es mich im vergangenen Jahr (einer Empfehlung sei Dank) eher zufällig hingespült hat. – Richtig, ich bin nicht einer, der Wiederholungen anstrebt. Aber dieses mich beflügelnde Gefühl zu Beginn der letztjährigen Reise, meiner Jungfernfahrt, ist so prägend, dass ich diesem Ort und seinen Bewohnern nun meine Reverenz erweisen möchte!

Und ich werde nicht enttäuscht. – Ich bin der einzige Ankömmling hier; die Sommerferien beginnen bald, und dann herrsche hier Remmidemmi, liege (Segel-)Boot an Boot. Der Ort ist Mittlerweile so beliebt, dass der Grossvater (zusammen mit seiner Freundin), der Sohn (der die Insel nun führt) und das Grosskind (der noch in die Schule geht, im Sommer aber voll mithilft) ihre gesamte Tätigkeit auf diese kurze Sommerzeit von rund drei Monaten ausrichten.

Über den Winter entstand ein neues Saunahäuschen, der Gemeinschaftsraum erhielt einen neuen Grossbildschirm (für die Übertragung der Sportveranstaltungen). Aber: die lokalen Gewässer sind leergefischt und der Fischfang wurde endgültig aufgegeben (der Grossvater fährt noch täglich aus, aber nur um sein Grosskind am Festland zur Schule zu bringen, und gleichzeitig kauft er die Fische im nächsten Hafen, um ihn auf spezielle Weise auf der Insel zu räuchern). Der Verkauf Ihrer Produkte deckt neben den Hafengebühren das gesamte Jahresbudget, und ermöglicht ihnen ein weitgehend unabhängiges Leben!

Vier Menschen leben auf dieser Insel, im Sommer kommen täglich 30 bis 40 Boote mit bis zu acht Besatzungsmitgliedern. Das spült auch Geld in die Kioskkasse; Glacé und vor allem Bier verkaufen sich blendend… Aber jetzt ist es noch nicht so weit. Ich bin alleine hier, wandere über die Insel, bade im Meer (naja, es sollte heissen: ich erfrische mich im Meer…) und ‘meditiere’, geniesse die Ruhe und gehe in mich, denn von hier aus geht es morgen westwärts, durch die Inselwelt des finnischen Archipelago Richtung Aaland.

Es ist kühl, ein leichter Wind zieht auf, aber die Sonne scheint herrlich; der Sonnenuntergang ist grandios, und mit meiner Drone steht mir wie ein zusätzliches Auge zur Verfügung. Ich kann am Boden stehend meine Wahrnehmungsdimension erweitern, sprichwörtlich erhöhen, die Adlerperspektive einnehmen. Faszinierend. Ich erlebe die Inselwelt nochmals ganz anders.