Die Bedingungen sind sehr gut; wir fahren früh los, ohne uns zu verabschieden (wie haben gestern Abend ja auch niemanden begrüssen können) – es stehen uns über 250 km bevor, quer über’s Mittelmeer Richtung Festland…

Gefrühstückt wird unterwegs. Wir sind weit und breit die einzigen hier draussen, sichten ab und an grosse, schwere, wuchtige Transportschiffe, und auf einmal begegnen wir auch Delfinen. Ich reduziere die Geschwindigkeit, und tatsächlich werden wir von rund einem Dutzend dieser geschmeidigen Säuger begleitet. Martina schmilzt fast dahin.

Wir beschliessen, nicht in Barcelona, sondern weiter nördlich in Roses anzulegen – was soll diese Riesenstadt, die wir doch längst kennen? Viel interessanter ist doch, wie das Leben im überschaubaren Rahmen verläuft, an der Küste, jetzt, wenn die Saison langsam zur Neige geht und der Winter naht. Ein weiterer Grund: Dali und Gala, auf deren Spuren wir uns begeben wollen. Das braucht Zeit, Einfühlung, Neugierde auch, um zu verstehen woraus dieses Tandem diese Energie, diese Kreativität und diesen Arbeitseifer geschöpft hat. Dafür – wenn der Hafen angenehm ist – nisten wir uns in Roses ein und verbleiben ein paar Tage, geniessen uns und was es dort zu entdecken gibt. Schliesslich haben wir bisher ein sehr sportliches Tempo angeschlagen, jetzt ist es Zeit innezuhalten.

Ja, Roses ist fantastisch. Es liegen bloss ein paar französische Segler im weitläufigen Hafen, die den Restsommer geniessen, bevor sie weiter nordwärts ziehen. Die Saison ist hier im Norden Spaniens tatsächlich vorüber; fast alle Boote sind schon ins Trockene gebracht worden, der Strand wird nicht mehr täglich bestuhlt, und die Leute bereiten sich auf den kommenden Winter vor. Raum in Hülle und Fülle für uns – Luxus pur (in meinen Augen).

Roses liegt ideal, ist gut erschlossen und klar, wir besuchen Figueras, Dalis Werk-Museum, und bei Girona das Haus, das Dali seiner Gala hingezaubert hat, und in Portlligat ihr gemeinsames Anwesen, wo Dalis privates Atelier wie darauf zu warten scheint, dass Gala ihn erneut liebevoll antreibt und er mit dem Pinsel weitere Meisterwerke erstellt. Oder wo frivole Partys gefeiert werden. An illustren und vor allem neugierigen und phantasievollen Gästen hat es ihnen nie gemangelt…

Wir besuchen aber auch die lokale Fischauktion, wo der tägliche Fang von Detaillisten und Gastronomen der Region ersteigert wird. Und natürlich suchen wir verschiedenste Fischrestaurants auf, wo wir uns kulinarisch verwöhnen lassen… Oder ich liege am Strand, auf einem der bereits für den Winter zusammengestellten Liegestühle – es hat kaum mehr Touristen hier, das Leben scheint einzuschlafen. Ich geniesse das Nichtstun (oh Wunder – wenigstens für ein paar Stunden), während Martina im ‘Homeoffice’ von ihrem Laptop aus arbeitet, wie könnte es anders sein. Soll sie doch.

Die Tage gehen um, und ohne in Details zu gehen: wir haben eine erstaunlich gute Zeit zusammen.