Wie soll ich sagen: Es wuselt nicht wirklich im Hafen von Kilkeel, aber es ist dennoch ein stetiges Kommen und Gehen; Boote laufen ein, löschen die Ladung, andere füllen ihre Bunker mit ‘Lockfischen’ für den Krabbenfang, bereiten sich vor zum Auslaufen… Es ist immer was los, aber es wirkt alles andere als hektisch, eher gemessen, bedacht, wie auf unseren Alpen (kommt mir spontan in den Sinn). Da wird ebenso routiniert das Tageswerk vollbracht; bis am Abend ist viel entweder alles erledigt oder für den nächsten Tag vorbereitet oder, und man weiss, im Angesicht seines Schweisses, was man getan hat.

Ich führe noch ein paar Gespräche mit Krabben- und mit Schleppnetzfischern, verstehe die Unterschiede (und Risiken; Fischen ist konzentrierte Schwerarbeit – ein Fehlgriff oder ein Tau um den Fuss gewickelt, und man verliert einen Körperteil oder wird zusammen mit den Netzen ins Wasser gerissen, und aus die Maus).

Die Ortschaft ist merkwürdig, viel religiöses oder pseudoreligiöses Gedunse. Aber am Hafen: Ich fühle mich wohl hier. Alles, was hier getan wird, und wie es getan wird, egal von Mann oder Frau, ist ‘echt’!

Dann geht’s los, das Wetter ist weiterhin gut – ich habe aber immer etwas Gefühl, das drohende Schlechtwetter sitzt mir im Nacken… So fahre ich ihm einfach immer wieder voraus (versuche aber, nicht getrieben zu wirken). Und Nein, ich war nie in Dublin. Ich habe nie angelegt, nie nach Benzin gefragt oder mit der Leiterin der Hafenbehörde gestritten, nein. Da war nie nichts!

Corona, Ihr könnt es Euch denken, drohende Quarantäne, erneut, weil die einen nicht anerkennen was die anderen getestet oder zertifiziert haben. Ich drehe mich auf dem Absatz um, und fahr ohne zu tanken einfach los (sollen sie mir doch erst mal nachkommen). Unweigerlich kommt mir die Verletztheit in den Sinn, unter der Irland leiden muss, nach den herben Schlägen der ‘Partner’ und ‘Freunde’ aus der EU – die Irländer müssen jetzt wirklich untendurch, haben als Nation nirgends Unterstützung, und mir scheint, ich hätte zum Ventil oder Prügelknaben werden können, an dem man ein Exempel statuiert, weil ich mich erdreistet habe, Dublin/Irland einen Besuch abzustatten.

Also: Ich bin nie hier gewesen, sondern fahre auf direktem Weg nach… Ja ich fahre einfach mal los, auf die andere Seite der Irischen See, Richtung Wales. Mache mich unterwegs kundig, habe unverhofft wieder ein besonderes Erlebnis bei der Durchfahrt zwischen einer weit ins Meer hinausragenden Landzunge und einer vorgelagerten Insel (heftige Strudel bei Aberdaron), ziehe meinen Ritt danach aber gleich durch bis Aberystwyth!

Man merkt es an den Namen der Ortschaften – wieder eine neue Sprache, aber total anders, hat nichts mit Englisch zu tun: Ich bin in Wales. Und das ist, zumindest wo ich jetzt bin, offiziell zweisprachig, auf Strassenschildern, Plakaten, Gemeindefahrzeugen. Aber wer nicht Walisisch spricht, kommt hier nicht weit, kommt nicht an die Menschen ran – ausser man fährt mit einem Schlauchboot daher und interessiert sich für Land und Leute. Dann öffnen sich nicht nur Türen, sondern Schleusen!

Es war ein langer Fahrtag, ich bin ausgezehrt, die Tanks sind leer, und die wohlwollende Unterstützung vom Hafenmeister kommt gerade richtig. Er bringt mir bei, wie das Leben hier funktioniert, was trotz Corona geht (fast alles), und wo ich was zum z’Nacht bekomme. – Dann gehe ich auf meinen Abendspaziergang, und in einen Pub um Muscheln mit Pommes zu essen.

Alles ist schräg hier, so gut.