Die Fahrt mit der AgroFram auf der träge dahinfliessenden Wolga in dieser unendlich erscheinenden Weite verläuft wenig spektakulär, dafür gemütlich und ohne Zwischenfälle. Erst als am Horizont auf der Steuerbordseite die ersten Hochhäuser auftauchen, und uns diese Silhouette über dutzende Kilometer (!) begleitet, begreife ich, dass Wolgograd eine extrem langgezogene Millionen-Metropole sein muss. Die Marina ragt weit in die Wolga hinaus; an Fingerdocks liegen unterschiedlichste Boote und Jachten, dem permanenten Dahinfliessen Wassermassen der Wolga ausgesetzt (die Verbauungen am Ufer lassen erahnen, dass der Pegel je nach Jahreszeit gut und gerne auch 20 m höher liegen kann). Wir werden von aufmerksamen Mitarbeitern empfangen, die sich sofort um alles kümmern, das Boot sichern, Strom und Wasser heranbringen. Andrey und Nicola sind zwei aus dem Team, das für unseren Steg verantwortlich ist. Sie arbeiten hier durchgehend 48 Stunden (und haben im schwimmenden Bootshaus ihre Schlafkojen), gefolgt von 48 Stunden Pause.
Nun haben die Motoren der ArgoFram seit dem Start in Tallinn 100 Stunden klaglos ihr Bestes gegeben, und dabei 4’000 km zurückgelegt – Zeit für einen Ölwechsel! Lena kontaktiert Leute, die uns weiterhelfen können, und organisiert mit diesen den bevorstehenden Ölwechsel. Bald sind ein gewiefter Mechaniker und ein Chauffeur mit seinem kräftigen Zugfahrzeug und langem Trailer gefunden, und schon am nächsten Tag kann die ArgoFram aus dem Wasser gehievt und können die Motoren überprüft, das Öl und die Filter ausgewechselt werden. So bleibt genug Zeit, um die Stadt und das eindrückliche Mahnmal zu den Abscheulichkeiten des Zweiten Weltkriegs (Wolgograd hiess früher Stalingrad …) zu besuchen. Und die Eindrücke zu verdauen …