
Erstaunlich: hier in Varberg ergaben sich gestern keine nennenswerten persönlichen Kontakte. War ich nicht in Stimmung? Die Begegnungen verliefen etwas oberflächlich, wie mich dünkt. Oder sagen wir: ich war gestern sehr themeninteressiert… Hafen, Caravan-Touristen, Wikingerschiff, Auto-Korso. Einen Markt gibt es nicht hier, resp. er besteht aus wenigen Food-Trucks mit asiatischer oder türkischer Besatzung. – Trotz Touristen und zwei Glacéständen am Hafen wirkt Varberg verschlafen.
Nun denn, muss ich mir nicht den Kopf zerbrechen. – Weiter geht’s, hinüber nach Dänemark, zum nördlichsten Zipfel nach Skagen. – Skagen! Einst Sehnsuchtsort mit noch immer magischer Anziehung: wir waren hier mit den Kids (das wird wohl 20 Jahre her sein), unterwegs mit Velos von Hamburg aus… Nun will ich nochmals hierher, will über die Dünen bis ganz zur nördlichsten Spitze laufen, wo die beiden Meere des Kattegats und Skagerrak zusammenstossen…
Aber noch ist es nicht so weit, zuerst muss ich die vielen grossen Tanker und Transportkähne, die vor Skagen vor Anker liegen, slalommässig umschiffen. Und im Hafen selbst gibt es mehrere Anlegestellen, und noch mehr Molen für die Fischereiindustrie – kleine Fischkutter bis riesige schwimmende, kombinierte Fischfang- und Fischverarbeitungsanlagen liegen hier (die bis über 100 m langen Schiffe sind zur Revision hier, wie ich bald herausfinde).
Kaum angekommen geht die Sonne auf, es wird geradezu warm, ergo fahre ich zurück, wo sich die grösseren Jachten befinden, die hier nur kurz Station machen. Und lege an einem freien Pier an.
Ein guter Entscheid – rund ums Hafenbecken sind vielerlei Restaurants angesiedelt. Ich habe Hunger, und netterweise bietet das Restaurant bei meinem Pier ein saftiges Mittagsmenü an, das ich in vollen Zügen geniesse. Ja, wenn die Sonne durchdrückt, wird es überraschend warm und ich tue gut daran, mir eine Mütze aufzusetzen (denn ich möchte an der frischen Luft essen). Anschliessend erkunde ich das Städtchen, das viele Designerläden, Mode- und Schmuck-Butiken und auch sehenswerte Museen beherbergt. Da scheinen also auch andere Menschen diesen Ort anzupeilen…
Ich lasse mir Zeit. Mache noch ein Mittagsschläfchen. Und ziehe erst gegen Abend los zu jener Stelle, wo sich beide Meere finden, umarmen, und ihre Wogen vereinen. Das Licht wirkt etwas diffus, die Abendsonne taucht die Dünen in einen Pastellton, und ich habe diese Landzunge praktisch für mich alleine.
Dann setze ich mich hin, sauge die Stimmung ein, denke an meine Liebsten – es wird mir warm ums Herz.