Zuhause. Und doch nicht, irgendwie… Natürlich muss ich mit den ArgoFram noch durch Basel hindurchfahren, allerdings ohne anzulanden (aus zolltechnischen Gründen). Der Rhein ist ein internationales Gewässer, frei befahrbar, auch durch Basel hindurch, denn östlich der Stadt fügt sich mit dem Ort Grenzach auch Deutschland wieder an den Rhein heran (der Fluss bleibt formal bis nach Schaffhausen zweigeteilt). Am ‘Dreiländereck’, nördlich von Basel, stossen sogar drei Länder mit ihren Grenzen zusammen: Frankreich, Deutschland und die Schweiz.

Durch das Dreiländereck fahre ich nun jeden Tag ein und aus, unternehme Spritzfahrten und Visiten bis zur Schleuse von Birsfelden, kreuze vor den neuen Roche-Türmen, vor dem Münster, zwischen dem Gross- und Kleinbasel. Auch meine Mutter möchte es sich nicht nehmen lassen, dieses Fahrgefühl selbst zu erleben, und wie sie kutschiere ich auch meine Kids und Freunde durch diese unverwechselbare Szenerie im Rheinknie.

Doch gleichzeitig heisst es, die ArgoFram zu entrümpeln, sie zu reinigen, sie bereit zu machen für die Fahrt nach Tallinn – Marko wird sie verdankenswerter Weise abholen und ihr ein schönes Plätzchen für den Winterschlaf bereithalten.

Von Vorteil ist, dass sich im vollen Jachthafen von Weil am Rhein doch noch ein Platz finden liess, wo ich diese Arbeiten ohne Wellenschlag der Grossschiffe durchführen kann. Und ich werde zum temporären Gast in dieser gut organisierten Marina, dessen Restaurant täglich von vielen Ausflüglern aus Basel besucht wird, sei es zum Mittagessen oder am Nachmittag für Kaffee und Kuchen.

So pendle ich jeden Tag mit meinem Velo zwischen den Welten, zwischen Wasser und Land, zwischen der Schweiz und Deutschland, zwischen der ArgoFram und meinem ‘Horst’. Ein sonderbares Gefühl – mit einem Schlag ist eine Reise zu Ende, eine Reise von Tallinn nach Basel über rund 13’000 Kilometer entlang der Küste Europas, die ich genau so erkunden wollte, ohne den geringsten Schimmer davon zu haben, was täglich, stündlich, ja jeden Augenblick auf mich zukommen würde.

Nun bin ich hier, zurück in Basel, nach einem gefühlt ewigen Sommer, und doch an einem ganz anderen Ort, als ich ihn verlassen habe – weil ich mich selbst auf unerwartete Wese weiter entwickelt habe während dieser unglaublich anmutenden Fahrt.

Noch ist alles etwas wirr, noch nicht geerdet. Aber ich erkenne: meine Perspektive auf alles, was mir jetzt und künftig vor die Augen kommt, hat sich definitiv verändert, erweitert, differenziert. Und ich bin müde, aber glücklich.