Früh geht es los, es ist noch dunkel, ich will und muss schleusen, ein paar Zentimeter Höhendifferenz wohl nur bis hinein in die Rhone… Alles klappt (ich bin der Einzige), und kaum fahre ich aus der Schleuse in die Rhone, überraschen mich heftige Wellen und Windböhen, die von Süden her auf mich einpeitschen.

Es scheint, als treiben die Wellen den Fluss hinauf, aber die Strömung fliesst entgegengesetzt – sieht das merkwürdig aus! Und die Sicht ist miserabel, weil mit Wind und einsetzenden Niederschlägen in der Dunkelheit kaum was zu sehen ist; meine Scheinwerfer schiessen bloss in die Regentropfen und erhellen das gegenüberliegende Ufer, verschaffen aber keine Übersicht.

So komme ich nicht weiter. Ich bewege mich nun auf einem Fluss, weiss nicht was mich erwartet, sehe keine warnende Signale mehr auf meinem Bildschirm (weil die Flussboote kaum über die technischen Mittel verfügen) und das Radar hilft auch nicht wirklich weiter. Zudem scheint die Rhone unablässig anzuschwellen. Ich lege daher umgehend an – und warte bis es heller wird.

Bähh, es ist kalt und ungemütlich. Obwohl ich heissen Tee vorbereitet und gestern gut eingekauft habe, kommt keine Frühstückstimmung auf. Es bläst von hinten voll in mein Cockpit und lässt mich irgendwie erstarren. Scheissdunkelheit, Schweisswetter.

Als es hell wird lege ich ab, will nach Arles, die Römerstadt, wo ich mir all die Überreste anschauen und vielleicht noch etwas Kunst und Kultur einatmen kann (eine bekannte Mäzenin aus Basel unterhält und fördert hier verschiedene Projekte). Aber kaum bin ich da, scheint mich diese Stadt abzuweisen: kein Hafen, keine Anlegestelle für kleinboote, nichts wo ich meine ArgoFram festmachen und für ein paar Stunden auf Erkundungstour gehen könnte. – Wie bitte? Gibt es sowas? Alle Stege geschlossen, die Mauern ohne Poller. Die Anlegestellen für die grossen Flusskreuzfahrt-Schiffe sind beim wechselnden Pegelstand nicht brauchbar, und Ankern geht auch nicht.

Ich bin verblüfft und fahre enttäuscht weiter.

In Avignon dasselbe Bild: liebliche Flussgabelungen, aber keine Anlegestelle, die einen Gast, der per Schiff kommt, willkommen heisst. Böse Überraschung auch hier! – Einst Sitz des Papstes, interessante Geschichte, einen Halt mehr als wert. Aber was tun, wenn ich nicht anhalten kann?!

So fahre ich weiter, einfach weiter. Die Rhone hinauf, soweit es geht… Die ArgoFram pflügt sich durch diese wirre Mischung aus Wellen und Strömung und zuweilen hinabtreibenden Ästen, ja sogar ganzen Baumstämmen. Ich muss sehr aufmerksam sein, aber manchmal kann ich ein Rumpeln nicht verhindern.

Ich fahre bis zur Schleuse von Beauchastel (kurz vor Valence), wo ich übernachte. Es gibt zwei Stege wo man anlegen und warten muss bis zur nächsten Schleusung… Ich frage die Kommandobrücke, ob es möglich ist hier zu nächtigen, was bestätigt wird, aber es gibt nichts hier. Keine Toilette, kein Wasser, keinen Strom. Nichts ausser scheiss Wetter und heftiger Wind, der mir von hinten ins offene Cockpit schlägt, und schlechte Stimmung (aber die ist selbstgemacht).