Heute möchte ich ein kantabrisches Frühstück in der Hafenbeiz einnehmen, und währenddem meine Texte schreiben. Was gut beginnt, endet bald durch eine scharfe Intervention des Betreibers, der mich rüde wegweist (‘hiersitzen und so wenig konsumieren; jetzt kommen bald die Mittagsgäste, also weg jetzt’). Nun gut, breche ich auf, fahre mit der ArgoFram hinüber zum Stadtzentrum, komme am ‘Club Real’ vorbei… und erlebe die nächste Überraschung: Während ich gemächlich am imposanten, ins Flussdelta hinausragende Clubgebäude vorbeifahre (und mir überlege, ob ich noch einmal in den Hafen einfahren und parkieren soll, damit ich meinen Stadtbesichtigungsbummel nachholen kann), winkt mir ein aufmerksames Clubmitglied zu. Ich drehe bei und frage, wo ich hier anlegen kann – und er sagt knapp (etwas militärisch), ich solle zur nächsten Boje fahren, ich werde abgeholt.

Mir verschlägts fast die Sprache, sage aber nichts, lege bei der besagten Boje an – und tatsächlich kommt ein Clubmitarbeiter in einem Schlauchboot, um mich aufzunehmen und an den Steg des Clubgebäudes zu bringen – komme mir vor wie ein begnadeter Tennis- oder Golfspieler, dem der rote Teppich ausgerollt, und der im VIP-Bereich dieses höchstangesehenen Clubs empfangen wird.

Ja, es sieht nicht nur edel aus in diesen heiligen Hallen kommunaler Geschäftsleute, es geht auch piekfein zu und her da drinnen, vielleicht einen Ticken zu hölzern, zu konservativ, zu dunkel – was für ein Kontrast zur Aussenwelt! Wobei, pardon, nicht nur die Spanierinnen mit ihren gut frisierten Haaren und knallroten Lippen, auch die Herren der Schöpfung stellen sich hier zur Schau und wirken mit ihrer Garderobe, mit ihren eitel gekämmten Haaren und den aufgesetzten Brillen in und vor den Tapas-Bars wie kleine Sonnenkönige. Nordspanien scheint es sehr gut zu gehen.

Nach dem Besuch verschiedener dieser wohlfeilen Tapas-Bars spaziere ich mit vollem Magen an der Hafenpromenade entlang, bestaune die vielen (auch modernen) Skulpturen, und marschiere dann wieder im Clubhaus ein, als ob ich schon immer Mitglied wäre dort. Man empfängt mich freundlich, und ich unterhalte mich noch einmal mit dem aufmerksamen Geschäftsmann, der mich hineingebeten und den Shuttle organisiert hat – aber ich will weiter. Irgendetwas zieht mich (nun) zum nächsten Ort, schwer zu beschreiben: War es bisher das drohende Schlechtwetter, das mir im Nacken sass, möchte ich nun mit der Sonne mitziehen – auf nach Gijon!

Der Clubmitarbeiter bringt mich mit seinem Fährboot hinaus zur ArgoFram, ich winke kurz, und schon fahre ich an belebten Stränden vorbei hinaus auf die weite See. – Gijon selbst ist eine krude Mischung aus altstädtischem Flair und erdrückender Moderne, ein Mix der sich beisst.

Der Hafen ist wiederum inmitten der Stadt; ein Regenschauer zieht auf – aber was solls, sagen sich die Einheimischen, und hocken gemütlich schwatzend in den Bars und (gedeckten) Strassenbeizen. Die Stimmung ist ungetrübt, irgendwie südländisch (aber nicht mediterran), ganz eigen jedenfalls. Sie gefällt mir.

Bei einem Kaufhausbesuch entdecke ich ein Klappvelo, und kaufe es sofort. Endlich, denke ich mir, kann ich meine Achillessehne entlasten und doch vorwärtskommen.